Donnerstag, 12. Juli 2012

Die Eurokrise, die keine ist


Warum ist die aktuelle Krise in der Eurozone keine Krise des Euros und warum ist eine genau Terminologie in diesem Zusammenhang wichtig? Währungskrisen hat es in der Geschichte des Geldes immer wieder gegeben. Eine der größeren Währungskrisen war z.B. die Asienkrise Ende des letzten Jahrtausends, also vor ca. 14 Jahren. Sie begann in Thailand, mal wieder war eine Vermögenspreisblase der entscheidende Auslöser, und breitete sich schnell über ganz Südost-Asien aus. Es kam als erstes zu einer Bankenkrise die, ähnlich wie in den USA vor kurzem, vor allem durch faule Immobilienkredite ausgelöst wurde. Die Wirtschaft brach ein, Banken mussten gestützt werden, die Staaten mussten viele Schulden aufnehmen. Eine massive Kapitalflucht setzte ein, wie wir sie heute bei fast allen Südländern der Eurozone sehen, auch gut abzulesen in den negativen Target-2 Salden der Zentralbanken dieser Länder (dazu mehr in einem anderen Beitrag).
Die Zentralbanken versuchten noch den fixen Wechselkurs zu halten aber schnell waren die Währungsreserven aufgebraucht, was zu massiven Abwertungen führte, meistens mehr als 40% (siehe die beiden oberen Charts ). Die riesigen Auslands-schulden in Dollar wuchsen dadurch noch weiter.
http://www.imf.org/external/pubs/ft/fandd/1998/06/images/imfstac1.gif
Dagegen sieht der Kurs des Euro zum Dollar während der letzten Jahre stabil aus. Ganz im Gegenteil kommen wir eher auf ein Normalniveau zurück. Zwar könnte man jetzt argumentieren, dass sich der Dollar momentan auch in einer Krise befindet und sich den Wechselkurs zum Schweizer Franken oder den Goldkurs angucken. Von einer Dollarkrise war jedoch noch nicht die Rede in der Öffentlichkeit, von einer Eurokrise hören wir fast täglich.
Euro-Dollar Wechselkurs                          Quelle:finanzen.net

Wir befinden uns also nicht in einer der typischen Währungskrisen wie die asiatischen Länder 1997, Russland 1998 oder Argentinien 2001, die mit einem Zahlungsausfall der Schulden einhergingen. Nein, eigentlich steht die Eurozone als Ganzes ähnlich dar wie die USA. Wenn man manche makroökonomischen Daten vergleicht dann sieht es in den USA in Sachen Schuldenstand, Haushaltsdefizit, Leistungsbilanz und Inflation sogar schlechter aus als in der Eurozone.

Das Problem ist also keine schwache Währung, wie der Begriff Eurokrise impliziert, sondern vielmehr die strukturellen Probleme innerhalb der Eurozone. Dort sind die Leistungsbilanzen extrem unausgeglichen, dort gibt es einige Regionen die heillos überschuldet sind. Somit müsste man vielmehr von einer Eurostruktur-Krise reden. Denn kein Land ist direkt von Abwertungsspekulationen betroffen, wie sie z.B. George Soros gegenüber dem britischen Pfund 1993 unternommen hat. Der Wechselkurs innerhalb der Währungsunion ist fix und Spekulationen gegen den Euro sind nicht zu erwarten.
Der Begriff Eurokrise impliziert aber, dass der Euro in Gefahr ist von Spekulanten attackiert zu werden. Dies ist allerdings nicht der Fall, da der Euro sowieso einen flexiblen Wechselkurs gegenüber den wichtigsten Währungen hat. Außerdem verfügt die Eurozone über keine nennenswerten Auslandsverbindlichkeiten weshalb eine mäßige Abwertung sogar vorteilhaft wäre und den hiesigen Export unterstützen würde.

Der Euro ist in Gefahr, und zwar in Gefahr auseinander zu fallen, aber das liegt zum einen an den ineffizienten und nicht durchgesetzten Regeln zwischen den Ländern (Stichworte No-Bailout-Klausel, Bankenregulierung, Bankenaufsicht, Maastricht-Kriterien, Target-2-Salden, etc.) als auch und vor allem an den strukturellen Problemen innerhalb der Südländer. Diese Länder sind von Solvenzproblemen betroffen, die in erster Linie wenig mit der Währung zu tun haben. Natürlich ist eine (externe) Abwertung mittels Gelddrucken und eine damit verbundene Wettbewerbs-verbesserung nur durch einen Austritt eines Landes möglich. Dann hätten wir allerdings keine Euro- sondern eine Drachme-, Peso- oder eine Lira-Krise. 

Es ist nicht so, dass die Eurostruktur-Krise weniger prekär ist als es vorherige Währungskrisen waren. Die Problematik ist nur eine völlig andere und sollte auch so benannt werden. Es ergibt sich daraus auch eine vollkommen andere Lösungsstrategie. Die meisten Ökonomen sind sich dieser Zusammenhänge bewusst und können den Begriff Eurokrise interpretieren. Allerdings sollte man in der neutralen Berichterstattung adäquate Begriffe benutzen, die auch vom ganzen Wählervolk richtig verstanden werden.

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